Himmelsgedanken November
Free Hugs
Der November ist einer der härtesten Monate des Jahres. Nicht nur, dass wir von Dunkelheit und Kälte umgeben sind, da sind auch noch die vielen Trauertage und nicht zuletzt auch unsere eigene Trauer.
Scheinbar werden wir damit alleine gelassen.
"ER (Gott) lehrt mich, den zu umarmen, dessen Tage ebenfalls gezählt sind, und alle in die Arme zu nehmen, weil wir die Trauer und die Freude teilen wollen."
Diesen Satz fand ich "zufällig" während eines Gottesdienstes im Gesangbuch. Er gehört zu einer sehr freien Übertragung des 62. Psalms.
Hängen geblieben bin ich an der Umarmung. Alle in die Arme nehmen. Eine Umarmung tut gut, nicht nur im November.
Glückshormone werden ausgeschüttet, Eine Umarmung sagt: "Ich halte dich fest, du kannst dich fallen lassen" und ich fühle mich angenommen.
Einfach mal in den Arm nehmen, nicht fragen, nicht bewerten, einfach nur da-sein, aushalten.
Wir sitzen alle in einem Boot, sind alle sterblich, wir erleben alle irgendwie das Gleiche: Trauer, Schmerz aber auch die Freude.
Das heißt jetzt nicht, dass wir durch die Fußgängerzonen der Republik laufen sollen, um jeden Menschen zu umarmen. Es ist auch keine Einladung zur Grenzüberschreitung oder Gewalt.
Gott lehrt mich. Er öffnet mir die Augen, für den, der mich braucht, meine Zeit, meine Worte, mein Schweigen. Er gibt mir das Fingerspitzengefühl und nimmt mir die Hektik des Alltags.
Gott lehrt mich das Ungesagte zu hören und gibt mir vielleicht auch den Mut, um in den Arm zu nehmen, oder die Hand auf die Schulter zu legen.
Gott lehrt mich aber vielleicht auch, dass ich mich öffnen darf.
Wir machen soviel mit uns selbst aus, wollen nicht stören, nicht belasten. Versuchen wir doch mal zu teilen, was in unserem Leben gerade wichtig ist.
Vielleicht ist der November dafür eine gute Zeit, zwischen Trauer und dem Licht des Advents. Es kann eine Zeit sein, in der wir uns bewusst aufeinander einlassen, einander wahrnehmen, auch unsere Verletzlichkeit zeigen. Ich muss nicht immer stark sein muss, nicht immer fröhlich, nicht immer heile.
Seien wir füreinander da, dann, wenn es kalt und dunkel wird. Trauen wir uns eine Umarmung zu, halten wir uns gegenseitig fest und aus.
Rücken wir aus der Einsamkeit in eine Gemeinschaft.
Ich wünsche allen, dass es da ein Gleichgewicht gibt zwischen Trösten und getröstet werden, dass sich ein Gegenüber findet, der versteht oder sich mitfreut und jedem eine wohltuende Umarmung.
Sandra Reimann, Prädikantin